Aktuelles Interview mit Jörg Bohnen, Trainer unserer Ersten 2004-2010

16.03.2021 | Allgemein
Aktuelles Interview mit Jörg Bohnen, Trainer unserer Ersten 2004-2010

Aktuelles Interview mit Jörg Bohnen, Trainer unserer Ersten 2004-2010

Keine Zeit in der jüngeren Vergangenheit der „Ersten“ des SuS Darme war so erfolgreich wie die unter (Spieler-)Trainer Jörg Bohnen zwischen 2004 und 2010. Anlass für uns, mit dem ebenso sympathischen wie positiv fußballverrückten Meppener ein Interview zu führen. Viel Spaß beim Lesen!

Hallo Jörg, gib uns doch erst mal ein paar „Basics“ – wann und wo bist du geboren und aufgewachsen?

Geboren wurde ich 1974 in Haselünne. Aufgewachsen bin ich in Meppen, und dort habe ich im Grunde auch mein ganzes Leben verbracht.

Wie fing denn deine Karriere als Fußballer an?

Direkt vor meiner Haustür. Ich habe die komplette Jugend beim SV Meppen gespielt, von den Mini-Kickern bis zur A-Jugend. Am Ende durfte ich bei Horst Ehrmanntraut auch mal in den Zweitligakader schnuppern, aber dabei blieb es dann auch. Eine echte Chance bekam ich nicht und spielte ein Jahr in der Zweiten. Die „Kinder aus dem eigenen Haus“, wenn man es so sagen will, hatten es schwer. Das ist beim SV Meppen ja bis heute so. Ich ging also in meinem dritten Herrenjahr auf Reisen.

Erzähl – wohin zog es dich?

Ich ging zum VfL Herzlake in die Dritte Liga, die damalige Oberliga Nord. Das war Halbprofitum damals Anfang der 90er, nicht mit heute vergleichbar. Ich kam auch nur auf wenige Einsätze und wechselte nach einer Saison zu Eintracht Nordhorn in die 4. Liga. Die zwei Jahre waren eine sehr schöne und erfolgreiche Zeit, ich habe auch viele Freunde gefunden. Allerdings erlitt ich auch meine erste schwere Verletzung, einen Kreuzbandriss im linken Knie.

Wie ging es für dich als Fußballer weiter?

Dann bin ich zum SV Meppen zurückgekehrt und kickte wieder buchstäblich vor der Haustür, wir haben auch immer in der Neustadt gewohnt. Die Zweite spielte damals in der Niedersachsenliga und es waren wieder zwei gute Jahre.

Und dann ...

... dann kam das Angebot von Holthausen-Biene, ebenfalls aus der Niedersachsenliga, also der 5. Liga. Ein toller Verein, sehr familiär. Mit meinen Mitspielern wie Thorsten Lingers oder Dennis Prues bin ich heute noch in gutem Kontakt. In der Zeit habe ich auch meinen Trainerschein gemacht. So hatte ich dann im Gegensatz zu unserem Coach Thomas Menken die B-Lizenz, aber er war ein toller Trainer. Ich habe die drei Jahre in Biene auf jeden Fall in sehr guter Erinnerung, auch wenn ich mir dort meinen zweiten Kreuzbandriss zuzog, diesmal rechts.

Und dann kam so langsam der SuS Darme ins Spiel, oder?

Ja, ich war 29, hatte im Jahr vorher geheiratet. Über meinen Mitspieler Daniel Schütte, der wiederum Tim Lewicki kannte, kam es zu dem Kontakt. Ehrlich gesagt, Darme war mir als Meppener gar kein richtiger Begriff. Ein Stadtteil von Lingen, mit einem großen Möbelhaus, und die Erste Herren spielte seit Jahren auf gutem Kreisliganiveau, das war auch fast schon alles, was ich wusste.

Mit wem bist du dann in Darme als Erstes zusammengekommen?

Das war im Frühjahr 2004, und bei unserem ersten Treffen saßen mir gleich vier Leute gegenüber. Martin Schnelle, Günter Gude, Klaus Schröer und – wenn ich mich richtig erinnere – Uwe Greiten. Da war ich erstmal geflasht, die haben sich echt ins Zeug gelegt, mich als Spielertrainer zu verpflichten. Und, ehrlich gesagt, als ich das Sportgelände gesehen habe, und auch den Spielerkader – das musste ich nicht überlegen. Ich war schnell überzeugt, und schon beim zweiten Treffen waren wir uns einig.

Welche Erinnerungen hast du an deine erste Zeit in Darme?

Sehr gute. Wie gesagt, der Spielerkader, den wir zur Verfügung hatten, war großartig. Wir hatten auch eine eigene Masseurin, Petra Holz, die Voraussetzungen waren also richtig gut. Auf dem Schlackeplatz konnten wir immer trainieren, das war überragend. Gleich zu Anfang habe ich mir auch Charly Knoop „geangelt“, er hat mich sehr unterstützt und ich habe höchsten Respekt vor ihm und seinem Einsatz – ein toller Mensch. Einmal fragte ich ihn, ob er für mich das Training leiten könne, da ich zur Verlängerung meiner B-Lizenz nach Barsinghausen musste. Er konnte aber nicht, denn er hatte sich zufällig für denselben Lehrgang angemeldet.

Was war deine Position auf dem Spielfeld? Und welche Spieler hattest du zur Verfügung?

Ich selbst habe hinter den Spitzen gespielt, aber ich hätte vorher echt nicht gedacht, dass wir in Darme so viel Qualität hatten. Wenn ich an Tim Lewicki oder Thomas Reinel denke – da habe ich mich schon gefragt: Was macht ihr in der Kreisliga? Sie hätten weitaus höher spielen können. Gerade Thomas war mit der kompletteste Stürmertyp, den ich über Jahre gesehen habe, und bei Tim war es ähnlich.

Erzähl mal weiter über deine Spieler von damals.

Das ist unheimlich schwer, weil ich ja auch niemanden vergessen möchte. Gerade in den ersten beiden Jahren bis zum Aufstieg in die Bezirksliga hatten wir eine sehr hohe Qualität im Kader. Ich denke z. B. an Frank Lübbers, Thomas Backherms und Dirk Gelker. Die haben für den Fußball gelebt. Ich glaube, Frank Lübbers hat bei mir keine Minute gefehlt. Der hatte so ein Herz, da hätten sich einige eine Scheibe abschneiden können. Und da waren Flo Mielke, Klaus Weßling und Dirk Freese, oder auch Henning Striet und Bene Jansen, die beide als ganz junge Kerle zu uns kamen.

2006 ging es dann also in die Bezirksliga ...

Ja, wir haben uns in der Saison ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit der Zweiten vom TuS geliefert. Am Ende sind wir mit drei Punkten Vorsprung zurecht aufgestiegen. Aber in der Bezirksliga wurde es nicht einfacher. Tim Lewicki ging vor der Saison zu Union Lohne. Jörg Reinel, Thomas Backherms und Frank Lübbers waren schon über 30 und es setzte ein Umbruch ein. Dazu war Thomas Reinel öfter verletzt. Ich erinnere mich, dass er sogar einmal mit einem Leistenbruch spielte und zwei Tore schoss. Wir hatten vielleicht insgesamt nicht mehr die Qualität wie in den beiden Jahren zuvor, aber das haben wir mit anderen Attributen ausgeglichen.

So ging es dann in den letzten Spieltag der Saison 2006/2007 …

Ja, wir hatten drei Punkte und elf Tore Vorsprung vor Salzbergen. Und dann lief alles gegen uns, und nicht nur ich glaube, dass da nicht alles mit rechten Dingen zugegangen ist. Wir verloren zu Hause 0:4 gegen Lathen, die damals richtig stark waren und Vollgas gaben. Salzbergen spielte in Haselünne, die im Mittelfeld standen. Das Spiel fing später an als unseres. Am Ende hatte Salzbergen mit sieben oder acht Toren gewonnen, und wir waren nach einem Jahr wieder abgestiegen. Es war unglaublich.

Du bist nach diesem Tiefschlag aber in Darme geblieben und 2007 wieder mit in die Kreisliga gegangen …

Das war für mich selbstverständlich. Angebote waren genügend da, aber ich wollte als Kapitän nicht von Bord gehen. Also stand ich zu meiner Zusage. Übrigens, es war immer um Weihnachten herum, dass ich „Opa“ die Zusage für die nächste Saison gegeben habe. Und ich glaube, darauf ist manchmal beim Stephanus-Steinigen auch das ein oder andere Bier mehr getrunken worden. Sowieso hatten Martin Schnelle und ich ein sehr gutes, freundschaftliches Verhältnis. Ich kann mich fast an keinen Tag in der Trainerzeit erinnern, an dem Martin und ich nicht mindestens einmal am Tag telefoniert haben.

Der Umbruch in der Mannschaft ging aber natürlich weiter …

Ja, wir verloren auch Thomas Reinel, der nach Werlte ging. Andere alte „Haudegen“ hörten auf oder sprangen nur noch mal ein, wenn es knapp wurde. Wir hatten fußballerische Qualität verloren, aber dafür kamen wir mehr über den Kampf. Jetzt gab es eben andere Tugenden, die wir zeigen konnten. In der Truppe waren z. B. Chris Ihleburg, Stefan Deiters, Philipp Hartke, Moni Silies, Schorse Kaufhold, Florian Schoppe, Momo Harb, Florian Hilbers oder Robert Penniggers. Und durch unsere gute, zweite Mannschaft bekamen wir über die Jahre immer wieder tolle Darmer Jungs dazu Ich denke da vor allem an Raffi Ester, aber auch das „Torkrokodil“ Kay Krause, Juppi Drees und Markus Hermes.  Ich selbst habe immer weniger gespielt, weil die Knochen einfach irgendwann nicht mehr mitgemacht haben.

An diese Zeit nach dem Abstieg in die Kreisliga hast du also insgesamt auch gute Erinnerungen?

Ja, auf jeden Fall. Der Trainer von Schapen sagte mir einmal, seine Jungs hätten immer Schiss, wenn es gegen die körperbetont spielenden Darmer ging. Das habe ich als Kompliment genommen, wir waren ein sehr unangenehmer Gegner.

Sag ruhig noch ein paar mehr Namen von Spielern, die dir im Gedächtnis geblieben sind …

Wir hatten jetzt im Vergleich zu meinen ersten Jahren in Darme eine ganz junge Truppe, dabei waren viele 19-, 20-Jährige. Sebastian Mengering, Frank Twiehaus, Lukas Gehring, Benjamin Freund, Andre Striet, Patrick Kramer, Lars Kielau, Tim Wessolek, Flo Ritter, Artur Moss, Waldemar Grabowski gehörten zu der Mannschaft. Wie eben schon gesagt, am liebsten würde ich keine Namen nennen, nachher vergesse ich einen. Auf jeden Fall haben wir es zusammen gut hinbekommen, unsere Stärken waren Überzeugung, Loyalität und Kameradschaft. Mir stand auch immer mindestens ein Betreuer zur Seite, allen voran Ingo Jansen und Barnie Krüp, aber auch Till Wöckener und Andre Haverland, alle haben im Hintergrund tolle Arbeit geleistet.

Nach drei Jahren in der Kreisliga und insgesamt sechs Jahren in Darme ging deine Zeit dann 2010 zu Ende …

Ja, ich hatte das Gefühl, dass wir das erreicht hatten, was möglich war. Inzwischen war auch unser zweiter Sohn Luka geboren. Unser Ältester, Jannis, hängte sich als kleiner Junge jedes Mal ans Auto, wenn ich zum Training fahren wollte. Er wollte, dass ich zu Hause blieb. Ich hatte all die Jahre die volle Rückendeckung meiner Frau, wofür ich dankbar bin. Aber, wie gesagt, die familiäre Situation trug auch dazu bei, dass ich nach sechs Jahren in Darme aufhörte.

Im Herbst 2010 warst du dann aber für einige Wochen wieder da – wie kam das?

Erstmal hatte ich ja selbst für meinen Nachfolger gesorgt. Mit Frank Lammers hatte ich in Meppen zusammengespielt, und er hatte als Trainer in Bawinkel sehr gute Arbeit gemacht. In Darme passte es aber nicht. Warum, weiß ich nicht. Man musste die Jungs auch zu packen wissen. Als ich dann im Herbst gefragt wurde, bin ich nochmal als Trainer eingesprungen. Vielleicht hätte ich’s sein lassen sollen, aber ich bereue es nicht. In der Winterpause kam mit Maik Herrmann dann ja auch ein neuer Trainer.

Du wolltest nie – egal, wie „voll“ es auf dem Sportgelände war – dass die „Erste“ bevorzugt wird. Dass der Sportplatz z. B. mit den Damen geteilt wurde, war selbstverständlich ...

Ja, da war gerade freitags mit den Jugendspielen schon immer einiges los. Aber wir hatten ja alle dasselbe Ziel, und wir haben immer eine gute Lösung für alle gefunden.

Was sagst du zu der Aussage, die Darmer Erste sei schwer zu trainieren gewesen?

Ich kann das so nicht sagen, ich konnte mit jedem ganz gut. In den sechs Jahren hatte ich sicher 50 Jungs im Training. Dass sie schwer zu trainieren waren, kann ich nicht bestätigen. Aber vielleicht hatte sich manch einer an mich als Trainer gewöhnt, und als dann ein neuer Trainer kam, hatte der es dann erstmal schwer.

Eine neue Trainerstelle bei einem anderen Verein hast du nach deiner Zeit in Darme also nicht angetreten?

Nein, ich habe erst einmal zwei Jahre nur in der Meppener Alte Herren gespielt. Und als unser Sohn Luka dann in die Mini-Kicker des SV Meppen kam, bin ich dort als Trainer eingestiegen. Das mache ich jetzt schon über sieben Jahre und werde es bestimmt auch noch 1½ Jahre tun. Wir haben eine Klasse-Mannschaft, es macht viel Spaß. Und ich bin auch so ehrgeizig zu sagen, dass wir die beste D-Jugend-Mannschaft im Emsland werden wollen. Nach der D-Jugend geht der Weg von meinem Sohn wahrscheinlich in die JSG Meppen-Teglingen-Schwefingen. Ob ich dann als Trainer mitgehe – das werden wir sehen. Gegen eine Pause vom Fußball hätte ich auch nichts.

Was für Fußballer sind deine Söhne?

Luka ist ein richtig guter Fußballer, und wie ich und sein älterer Bruder Linksfuß. Jannis ist auch sehr gut und spielt schon einige Jahre in der JSG, aber nicht im Jugendleistungszentrum. Bei den beiden wird es wohl bis nach ganz oben nicht reichen, aber z. B. auf Bezirksliganiveau kann ich sie mir schon gut vorstellen.

Mal weg vom Fußball, wo und als was bist du beruflich tätig?

Ich bin ja gelernter Industriekaufmann und arbeite bei Hedelius in Meppen, wir stellen CNC-Maschinen her. Dort bin ich im Qualitätsmanagement tätig und bin 100-prozentig zufrieden. Jeden Morgen fahre ich mit dem Fahrrad zur Arbeit, auch das ist Lebensqualität.

Und der „große“ Fußball – was für ein Fan bist du?

Ich bin zwar auch Mitglied im Meppener Bayern-Fanclub – zugegeben, ich hatte dadurch auf gute Bundesligakarten gehofft. Aber grundsätzlich bin ich Werder-Bremen-Fan. Im Moment schaue ich aber kaum noch Fußball, ohne Zuschauer macht es einfach nicht mehr so viel Spaß.

Und der SV Meppen?

Ich habe eine Jahreskarte, und Heimspiele besuchen wir regelmäßig mit der ganzen Familie, wir sind richtige Fans. Auch meine Frau interessiert sich sehr dafür, und wir können zu Fuß hingehen. Von zu Hause können wir die Flutlichtmasten sehen. Mein Wunsch ist, dass wir am ersten Spieltag der neuen Saison vor 15.000 Zuschauern den VfL Osnabrück im Meppener Stadion schlagen.

 

Lieber Jörg, das Gespräch ist wie im Flug vergangen. Vielen Dank für das kurzweilige und hochinteressante Gespräch. Von Herzen alles Gute und bis bald – vielleicht auf irgendeinem emsländischen Sportplatz oder im Meppener Stadion! (Bernd Liene)